Präzisionsmessung an Deutschlands längster Eisenbahnbrücke

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Die Saale-Elster-Talbrücke
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Belastungszug
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Elastomerlager

Halle (Saale)/Hannover. Wenige Wochen vor Beginn des regulären Fahrbetriebs auf der Neubaustrecke von Erfurt nach Leipzig/Halle hat das Institut für Massivbau eine umfangreiche Messung an der Saale-Elster-Talbrücke begleitet. Diese Messungen sind ein wichtiger Baustein zur Sicherstellung des langzeitlichen Betriebs der neuen ICE-Strecke. Zwar wird die neue Verbindung, die ein wichtiges Bindeglied zwischen München und Berlin darstellt, in jedem Fall am 13. Dezember 2015 in Betrieb gehen, jedoch mussten die Untersuchungen zuvor erfolgen, da im regulären Betrieb eine Brückensperrung undenkbar wäre.

Die Saale-Elster-Talbrücke ist Deutschlands längste Eisenbahnbrücke. Vor Halle (Saale) gabelt sich die Strecke in einen Abzweig nach Leipzig und einen Abzweig nach Halle

 

Am Sonntag, dem 15. November musste sich die Saale-Elster-Brücke beweisen. Ab 7:00 Uhr wurde die Brücke von einem speziell angefertigten Belastungszug befahren. Dieser Zug bestand aus zwei Diesellokomotiven mit einem Gewicht von je 124 t und drei Waggons vollgefüllt mit Schotter und jeweils ca. 85 t schwer. Mit einem so schweren Zug konnte die Bremsung eines regulären Zugs, der mit 160 km/h  über die Brücke fährt, simuliert werden. Dafür brauchte die Lok auf nur 20 km/h beschleunigen und dann eine Schnellbremsung einleiten. Insbesondere der Bremsruck zum Schluss des Bremsvorgangs stellt für die Brücke eine kritische Beanspruchung dar.

Eine Besonderheit der Saale-Elster-Brücke, die nach ihrer Fertigstellung derzeit die längste Eisenbahnbrücke Deutschlands ist, sind die verbauten Elastomerlager, die sich zwischen den Brückenpfeilern und dem Brückenüberbau befinden. Neuerdings werden Eisenbahnbrücken für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit Kalottenlagern ausgestattet. Diese haben eine wesentlich geringere Einsenkung, wenn der Zug darüber  fährt. Immerhin soll der Kaffee während der Fahrt nicht aus der Tasse schwappen. Wichtiger ist, dass die Schienen nicht überlastet werden und die dauerhafte Funktion von Brücke und Schiene gewährleistet ist. Um zu zeigen, dass die Elastomerlager trotzdem geeignet sind, wurden vom Institut für jede Überfahrt des Belastungszugs die Einsenkungen der vier Lager eines Pfeilers gemessen. Dies war eine anspruchsvolle Aufgabe, da diese Verformungen im Zehntelmillimeterbereich liegen. Zusätzlich verschob sich die Brücke auf dem Lager beim Bremsen. Dies konnte man sogar im Inneren der Brücke bei allen 30 Bremsungen spüren, die der Zug vollführte.

Mit hochpräzisen Lasersensoren konnte eine Einsenkung von unter 0,4 mm festgestellt werden. Das Institut konnte diese Messaufgabe aufgrund der hervorragenden fachlichen und technischen Ausstattung in sehr kurzer Zeit lösen und so seinen Auftraggebern die gewünschten Messdaten zur Verfügung stellen. Neben den Messungen des Instituts wurde vom Institut für Geodäsie der Leibniz Universität Hannover gemessen, wie weit die Pfeiler gebogen werden. Durch Kombination der gewonnenen Daten mit den Messdaten des Dauermonitoringsystems welches an der Brücke vorhandenen ist, konnte die absolute Verschiebung der Brücke beim Bremsen festgestellt werden.

Mit dem Abschluss der Messungen kann nun der Inbetriebnahme der neuen Verbindung entgegengefiebert werden. (RH)